Baden-Baden - Karlsruhe - Bad Wimpfen - Würzburg - Mellrichstadt - Suhl - Erfurt - Naumburg - Halle - Köthen - Quedlinburg - Magdeburg - Tangermünde - Salzwedel - Uelzen - Hamburg - Celle - Hildesheim - Göttingen - Bad Hersfeld - Frankfurt - Viernheim - Baden-Baden (09. Mai … 30. Mai mit 4 Pausentagen)
In diesem Jahr wird ein neues Fahrrad auf Tour gehen. Kleiner, agiler, leichter. Die Wahl ist auf ein Radon ZR 8.0 MTB (2022) mit 27,5 Zoll Rädern gefallen. Warum? Es war als Altmodell für nur 750 Euro zu haben und ist eines der wenigen MTB Modelle, welche eine Bohrung für die Anbringung eines Gepäckträgers haben. Neben diesem wird auch noch ein Ständer und Schutzbleche angebaut, was jeden MTB Fahrer wahrscheinlich erschaudern lässt. Die beiden serienmäßigen Einstiegsreifen mit 52mm werden gegen etwas bessere 55mm Varianten (Continental Cross King hinten, Schwalbe Racing Ray vorn) getauscht. Die Standard Lenkergriffe werden gegen Ergon Griffe mit kleinem Hörnchen ersetzt und ein XL Getränkehalter angebaut an dem man Flaschen zwischen 0,5 und 2 Liter unterbringen kann. Eine Oberrohr Tasche, eine Rahmentasche und eine anclickbare Lenkertasche werden neben den MSX Gepäckträgertaschen angebracht. Vorn noch eine food pouch und an den Trekkingsattel eine mitttlere Werkeugtasche und fertig. Das Fahrrad kommt mit einer 12-Gang SRAM Eagle NX Schaltung, die sich im Laufe der Tour als nicht ganz so gut erweisen wird. Alles in allem wiegt das neue Setup etwa 10 kg weniger als das bislang genutze klassische Trekkingbike setup, welches ich bislang verfolgt habe. Das liegt weniger am Bike (aber auch), sondern vor allem am Weglassen von einigen Dingen, wie z.B. Kochgeschirr, zu viel Proviant und Kleidung, schweres Schloss und dergleichen.

Karte: © OpenStreetMap-Mitwirkende (Klicken für interaktive Karte)
Der Plan: gemütlich nach Bruchsal, dann ein bisschen durch den Kraichgau bis an die Jagst. Dort wartet ein Campingplatz in Neudenau. Etwa 135km, das ist für den ersten Tag auch ganz ordentlich. Das wäre dann nur ein paar Kilometer nördlich der Route am Kocher, den ich im letzten Jahr entlanggefahren bin. Es gibt auch einen Kocher-Jagst-Radweg, den man als Rundweg machen kann. Klare Empfehlung dafür.

An sich lief es auch nach Plan, jedoch war es bergiger als gedacht. Einige falsche Ausschilderungen, Umleitungen und kalter Gegenwind erschwerten das Vorwärtskommen. Erschöpft in Neudenau am Campingplatz sagt mir die Betreiberin, dass dieser erst ab dem 15. Mai öffnet, also in 6 Tagen. Auf der Webseite steht davon natürlich nichts! Immerhin sagt sie mir, dass ich in Möckmühl im Württemberger Hof auf jeden Fall ein Zimmer bekomme. Nun denn, noch 15 km weiterfahren und nach genau 12 Stunden und 150km bin ich am Ziel der ersten Etappe. Im Hotel wird auch noch Schnitzel gegessen und ab in die Falle. Die meisten Hotels können heutzutage aus Personalmangel keine Gastronomie mehr anbieten, also freue ich mich auf ein gescheites Essen umso mehr.
Ich will früh los und verzichte aufs Hotelfrühstück, da es das erst ab 8 Uhr gibt. Dummerweise ist so früh morgens niemand im Hotel, aber mein Rad ist in der Garage eingeschlossen. Ich muss also die Nummer anrufen, die an der Rezeption steht (es ist kurz nach 7) und zum Glück geht der Herr, der mich gestern sehr freundlich eingecheckt hatte, auch direkt ran. Nach einem Oops Moment mit 5 Sekunden Schweigen, sagt er dass er gleich kommt und er das mit dem Rad nicht auf dem Schirm hatte. Nun denn, es ging wirklich schnell und bei kühlen 5 Grad geht's in Richtung Franken.

Die meisten Anstiege auf dem Weg nach Würzburg waren heute gleich zu Beginn. Aber auch später ging es immer wieder auf und ab. Schätzungsweise 650Hm. Insgesamt war die Strecke sehr schön auf gut ausgebauten Radwegen. Der Campingplatz Kalte Quelle direkt am Main hatte budgetschonenderweise geöffnet. Die Nacht soll aber kalt werden.

Das Hotel in Jüchsen ist bereits reserviert und deshalb muss ich heute dort auch ankommen. Die Strecke ist recht lang und es sind noch mehr Höhenmeter als gestern. Verpflegung wegen Sonntag ist schwierig. Es ist am Morgen ziemlich kalt, ca. 5 Grad am Boden, in der Nacht war es auch grenzwertig mit meinem Frühlingsschlafsack im Sommerzelt.

Ich muss mich durch die Stadt wurschteln und zum Glück liegt ein Bäcker auf dem Weg. Kaffe und Kuchen wird reingeschaufelt und noch was Herzhaftes mitgenommen. In Münnerstadt im Eiscafe wollte mir die Tante kein Leitungswasser geben, obwohl ich dort einen miesen Eiscafe genossen habe. Sie meinte: das wird teuer. 8 Euro der Liter, denn sie hat nur kleine 125ml Fläschchen. Ich hielt es zunächst für einen Scherz, aber da war kein Lächeln oder Zwinkern. Auch auf die Nachfrage, dass ich LEI-TUNGS-WAS-SER möchte, hat es in ihrem zerebralen Cortex keine neuronale Aktivität gegeben (der Wasserhahn war im Sichtfeld), anscheinend ein Programmierfehler in der adaptiven Spracherkennung, da kann man nichts machen. Hab dann auf dem Klo mühselig meine Flasche gefüllt und Null Trinkgeld gegeben. Beim Bäcker morgens in Würzburg wurde mir noch anstandslos die Flasche befüllt.
Ich passiere später noch Mellrichstadt, das ich bisher nur als Zwangspausenhalt der Flixbusse kenne (also die Autobahnraststätte), ist eigentlich ein nettes Örtchen. Von Schweinfurt und Bad Neustadt an der Saale (der fränkischen, wohlgemerkt) sehe ich aber nichts.

Wie auch immer - aus Würzburg heraus und besonders die letzten 15 Kilometer ans Ziel waren höhentechnisch anstrengend, dazwischen nur leicht hügelig mit nicht mehr ganz so guten Radwegen. nach 125 km und 700 Hm war die Strecke in nur 11h geschafft. Auch heute wird wieder im Hotel zu Abend diniert (Soljanka und Zigeunerschnitzel - auweia - aber so stand es non-woke auf der Karte).

Heute steht die Querung des Thüringer Waldes an. Etwa 20 km vor Suhl muss ich mich entscheiden über Schwarza und Oberhof oder über Suhl zu fahren.

Ich bleibe beim Suhl Plan, auch wenn es da ein paar mehr Höhenmeter gibt. Der Haselradweg ist gut ausgebaut und sehr schön. Bis Suhl gibt es auch nur geringe Steigungen. Suhl ist etwas merkwürdig gebaut, dicke Straßen durchschneiden die Stadt und ich verliere Zeit, den richtigen Weg bzw. die Unterführung zu finden. Am Penny spricht mich ein älterer Mann mit E-bike an und empfiehlt mir, die Rosenkopfstraße hoch zu fahren, weil die nicht so steil ist, wie mein Plan, über Goldlauter zur Schmücke hoch zu fahren bzw. zu schieben. Schmücke ist ein Restaurant auf dem Rennsteig und liegt auf ca. 930m Höhe.
Das klappt auch bestens, ich begegne nur wenigen Menschen und die meiste Zeit ist die Steigung bei deutlich unter 10 Prozent. Von dort rollt es sich leicht ins Thüringer Becken nach Arnstadt und weiter nach Erfurt.

Der Unstrut Radweg, den ich im letzten Jahr von der Gera Einmündung bis zur Quelle gefahren bin, sollte dieses Mal in die andere Richtung flussabwärts bis ins nette Naumburg an der Saale (der nicht fränkischen) führen. Mit einigen Hügeln zwischen Gebesee und Sömmerda, meist aber flach, führt der Weg gut ausgebaut durch schöne Landschaft.

Die Grenze zwischen Thüringen und Sachsen Anhalt sieht übrigens so aus:

In Sömmerda gab es deutsches street food am Wochenmarkt: Erbsensuppe mit Würstchen. Das Saale Unstrut Gebiet ist auch das nördlichste Weinanbaugebiet Deutschlands. Einige sehr steile Weinberge besonders um Freyburg herum lassen erahnen, wie hart der Job als Winzer ist. Das Hotel zur Alten Schmiede in Naumburg und auch die Stadt selbst hat mir gut gefallen, am Abend gab es in 15 min Laufweite auch ein Asia Restaurant mit Büffet, wo reichlich Essen konsumiert wurde.

Eigentlich sollte es heute eine kürzere Etappe geben. Halle sollte doch genügend Unterkünfte bieten, oder?

Die Strecke war anfangs ganz schön hügelig, teils zum schieben nötigend. Auf ziemlich einsamen Rad- und Feldwegen ging es im kühlen Wetter langsam und stetig voran.

Ich nehme nicht die Route am Fluss, sondern zu einem ehemaligen Braunkohle Tagebau, der jetzt ein großer See ist.

Im späteren Verlauf ab Merseburg fahre ich an der Saale auf einer schönen Strecke.
Halle an der Saale war schon gegen 15 Uhr erreicht. Doch aus einem bestimmten Grund wollte mich die Großstadt nicht. Die Hotels waren entweder voll oder geschlossen oder bad vibes gebend oder irre teuer. Watt nu, der Himmel zog sich von Westen zu und Regen war möglich. Der starke Verkehr in der Stadt und nicht wissen wohin und wenn man die Biegung verpasst hatte, dann Straßensperrungen, Umleitungen, Hektik...weg hier! Doch wohin? Google sagt, in Köthen, ca. 35km weiter nördlich, gibt es ein paar Hotels. Also auf, auf. Ich muss bis 18 Uhr dort sein, weil in den Kleinstädten später kaum noch Rezeptionen besetzt sind. Essen, trinken, treten, das diktiert die radlige Dreifaltigkeit. Ich fahre mal wieder genau im Übergangsbereich zwischen sonnigem und regnerischem Wetter, ab und zu schwappen einige Tropfen aus den eher links von mir befindlichen Wolken. Mit hoher pace schaffe ich es tatsächlich pünktlich in die Stadt und habe im zweiten Versuch Glück, dass noch jemand dort ist. Man muss auch mal Glück haben. Gegessen werden nur noch Reste, die reichen aber. Schon sind wieder 100km geschrubbt.
Mit dem schönen Ziel Quedlinburg am Harz lasse ich mich vom Navi leiten. Es wählt zwar nicht immer die besten Straßen, aber es funktioniert irgendwie. Anfangs auf grobem Kopfsteinpflaster, teils auf Kreisstraßen, aber auch auf dem abwechslungsreichen Wipper Radweg, der in Bernburg beginnt.

Irgendwann geht es querfeldein auf Feldwegen über etliche Hügel und viel Gegenwind nur lahm voran. Bei Aschersleben frage ich mich, ob nicht ein Buchstabe im Namen vergessen wurde. Zumindest der nördliche Teil lässt bestenfalls DDR Trabantensiedlungsnostalgie aufkommen. Um ca. 16 Uhr komme ich dann doch an und das putzige Hotel Domschatz wird für 2 Nächte mein Domizil. Die kleine Stadt hat 2000 intakte Fachwerkhäuser zu bieten und der Domschatz ist wohl auch einzigartig, wenn man mal vom Vatikan absieht. Je nach Wetter wird morgen der Harz beradelt oder per Bus und per pedes ein wenig erforscht. Mit 75km eher ein Kurztrip, vom Windchill her eher 100.

Ein Pausentag in Quedlinburg mit einem Busausflug nach Thale und einem Seilbahnaufstieg zum touristisch überbevölkerten Hexentanzplatz bei mäßigem Wetter steht an. Immerhin kann man mit dem Heftchen, das man nach dem obligatorischen Zahlen der Kurtaxe bekommt, alle Busse im Kreis Harz kostenlos benutzen.

Nach dem Pausentag in Quedlinburg wird wieder gen Norden weitergeradelt.

Magdeburg soll zunächst das Ziel sein. In der 30km Peripherie sind die Aufkleber der Magdeburger Ultra Fussballfans an wirklich jedem Pfosten, Elektroverteiler und Laternenmast unübersehbar. Davon abgesehen hat die Stadt durchaus einige nette Ecken. Da das Wetter schön ist, wird ein 10km nördlich der Stadt gelegener Campingplatz angefahren. Auf dem Weg dorthin fährt man durch ein größeres langgezogenes Hafen- und Industriegebiet mit viel Verkehr. Am Platz selbst ist es aber wunderbar ruhig und einen See gibt es auch. Die ganze Nacht hindurch zwitschert eine Nachtigall, das stört aber überhaupt nicht. Der Abschnitt war mit 85km eher mittellang.

Der Arendsee an der gleichnamigen Stadt, ca. 120km entfernt, soll heute das Ziel sein. Es wird der bislang wärmste Tag mit 23 Grad und die Strecke auch recht anspruchsvoll. Ein Salzberg ist auch mal wieder zu sehen.

Auf dem Weg liegt das schöne Tangermünde an der Elbe, am scön zu fahrenden Elbradweg sind viele Robinien, welche gerade duftend blühen und viele Bienen anlocken, deren Summen man deutlich vernehmen kann. Natürlich auch viele Kiefern, was den sandigen Böden und dem eher trockenen Klima zuzuschreiben ist.

Auf dem kleineren Campingplatz am See (es gibt noch einen großen auf der anderen Seite) ist heute noch ein anderer Radfahrer mit Zelt. Bislang war ich immer der einzige mit Zelt.

Über Salzwedel und Uelzen ging es in ein Sporthotel nach Bad Bevensen. Im Ort gibt es eine Therme und einen Kurpark. Mehr hab ich nicht gesehen. Gegessen wurde beim Italiener ums Eck, dort soll die Tür zum WC wohl eine Tresortür sein, denn früher war dort mal eine Bank. Da ich aber zu vollgefressen war, habe ich den Besuch des Örtchens schlichtweg vergessen. In Salzwedel wurde selbstverständlich ein Baumkuchen gegessen, da kommen die ja her. Interessanterweise gab es in diesem Jahr nirgendwo die köstlichen Eierschecken zu kaufen. Da ich jetzt den Osten Deutschlands verlasse, ist die Chance darauf also noch nuller als Null. In Uelzen bei der Kaffepause (ja man sagt Kaffe) wurde mit ein paar Einheimischen im Café geschnackt und das Treiben auf der Straße begutachtet. Dort gab es einen Apfelkuchen der aussah wie der gedeckte, aber eher ein Hybrid aus gedecktem und stückigem war, geschmeckt hat er jedenfalls gut.

Ein Stück geht es auch bei Sonnenschein am Elbe Seitenkanal entlang.

An diesem Tag steht wieder ein 65km Kurztrip an, zu sehen gibt es nicht viel, aber dafür mehr Wind. In Geesthacht über die Elbe, und schon ist man in Hamburg. Hier bleibe ich einen Tag bei einem alten Kumpel und erhole mich ein wenig.

Aufgabe: finde das Nutria:

Mit einem ca 130km entfernten Ziel namens Celle beginnt die Rückreise. Die Elbe wird am Zollenspieker per Fähre gequert, in Winsen an der Luhe esse ich einen sehr leckeren Apfelstrudel in einer privaten Bäckerei.

Der Kaffee wird auch von der liebenswerten Dame direkt frisch gebrüht und schmeckt ebenfalls sehr gut. Später wird auch ein Teil der Lüneburger Heide (Südheide) gequert. Die Landschaft dort ist einzigartig, selbst wenn gerade keine Blüte herrscht.

Hier im ganzen Großraum gibt es auch einige Truppenübungsplätze und auf einem wird auch gerade geschossen. Ganz schön unheimlich. Man soll auch streckenweise den Wald wegen möglichen Blindgängern nicht betreten! Da ich erst gegen 19:00 am Ziel ankomme, sehe ich nichts von der Stadt. No power left, dunkel, kalt, regnerisch, ich muss noch für morgen im Aldi Verpflegung kaufen. Morgen ist dafür wieder eine kürzere Route zum Ausgleich geplant. Der Rezeptionist am Abend leiert extrem gelangweilt sein Tonband ab und der am Morgen jammert, wie hoch die Gebühren für Kartenzahlungen sind, nachdem die Banken das Maestro System abgeschaltet haben. Er nimmt am liebsten Bargeld und die Frau vor mir zahlt tatsächlich 800 Euro in 20ern. WTF. Im späteren Verlauf der Reise ist es genau umgekehrt, die wollen gar kein Bargeld und man kann die 2 EUR Kurtaxe mit Karte bezahlen.
Wegen schlechten Wetters gibt es an diesem Tag nur einen gemütlichen 50km Teilzeit Trip. Viel zu berichten gibt es nicht, außer, dass es hier eine Menge Militärflugplätze und Salzberge gibt. In Hildesheim ist das Hotel Bürgermeisterkapelle schon gebucht und ansonsten passiert nicht viel. Es ist sogar zu schlechtes Wetter, um zum Dönermann zu gehen. Die Reste im Gepäck tun's auch. Ich muss großes Glück gehabt haben, dass es in der Booking App überhaupt ein Zimmer, und dann noch deutlich unter 100 EUR gegeben hat, denn es ist im Großraum Hannover immer irgendeine Messe und auch Hildesheim liegt noch im Einzugsbereich der Messe-Übernachtungsgäste. Der Rezeptionist gibt mir noch den Tipp, am nächsten Morgen nicht gleich um 7 frühstücken zu gehen, da die Messegänger dann besonders aktiv sind.

Mit einer genau 100km langen und damit durchschnittlichen Etappe geht es auf landschaftlich sehr schönem Terrain nach Göttingen. Es gibt jetzt auch wieder einige Hügel zu beradeln, das freut den Schwarzwäldler doch sehr.

Bis Bad Gandersheim befahre ich den Kunstweg, einen schön hergerichteten Radweg der mit allerhand Skulpturen und anderen Kunstobjekten gesäumt ist. Ab Bad Gandersheim muss ich einen bergigen Bogen über Kreiensen und Rittierode fahren. Die direktere Route, welche die Navigationsapp OSMand vorschlägt, ist nicht wirklich Fahrrad-geeignet. Ein paar Höhenmeter und Streckenkilometer kommen also drauf, dafür fährt man auf einsamen Kreisstraßen. Dann geht es ein Stück an der Leine entlang und dann neben der B3 Richtung Northeim, was mir gar nicht zusagt. Also der Weg und der Ort gleichermaßen. Direkt neben einer stark befahrenen Straße zu fahren ist immer unangenehm. Danach geht es wieder etwas schöner und ganz flach nach Göttingen. Im westlichsten Teil der Stadt bin ich im Hotel Rennschuh. Verpflegung (auch für morgen) im nahe gelegenen Rewe machen den Tag günstig. Für morgen ist eine schwierigere Etappe angesagt, weil nochmals länger und bergiger.

Mal sehen, ob mir Bad Hersfeld besser gefallen wird als vor ein paar Jahren, als ich von Südwesten nach Nordost gefahren bin. Die Strecke führt vorbei an Witzenhausen und führt für einige Kilometer zwischen Unterrieden und Werleshausen auf der exakt gleichen Straße, aber in entgegengesetzter Richtung entlang wie im letzten Jahr, weiter. Ein Stück geht es dann an der Werra entlang nach Bad Sooden-Allendorf. Bis Albungen bleibe ich auch auf dem sehr schönen Werratal Radweg, einst innerdeutsche Grenze. Eine Stunde später bemerke ich, dass ich einen Teil meiner Verpflegung inklusive Beutel bei der Pause in einer Picknickhütte vergessen haben muss und mir deshalb ein paar Riegel und 1 Liter Getränke fehlen. Ich war anscheinend zu beschäftigt, mir die Infotafeln dort anzusehen, als ich dort pausierte.

Dann geht es am Fluss Wehre und später an der Sontra weiter in die gleichnamige Stadt. Jetzt befinde ich mich im Fulda-Werra Bergland

Danach gibt es einen ordentlichen Anstieg nach Rockesüß und ich muss ständig Mangostreifen und anderen Süßkram nachschieben, damit die Maschine läuft. Und natürlich Wasser, Cola usw. In diesem Bereich begegne ich eine Stunde lang niemandem.

Danach bin ich wieder an der Fulda und die letzten 30km bis zum Ziel ziehen sich gewaltig. Die Radroute führt über größere Umwege und einige extra Höhenmeter nach Bad Hersfeld. Die direkte Route an der B3 (Radweg direkt daneben) ist zwar kürzer, aber auch sehr unangenehm zu fahren.

Auch in diesem Jahr werde ich nicht warm mit dieser Stadt, die sich als Kurstadt bezeichnet. Schön ist hier nicht viel außer der Umgebung. Der Hotelcheckin klappt, obwohl niemand mehr da ist. Mit einem kurzen Anruf bekomme ich den Zugangscode, um den Zimmerschlüssel aus dem Schlüsselsafe zu holen.
Nur knapp 50km sind heute geplant, da schlechtes Wetter angesagt ist. Ziel soll Lauterbach an der Fulda sein. Tatsächlich regnet es von Anfang an, mal mehr mal weniger. Ich muss mir auch Zeit lassen, damit ich nicht vor 15:00 Uhr am Hotel bin und fahre deshalb auch erst gegen 9:30 Uhr los. Nach einem Drittel der Strecke, wo es mal nicht regnet, mache ich Halt an einer Bäckerei in Niederaula an den Ausläufern des Knüllgebirges und esse gleich 2 Stück Kuchen und trinke einen großen Kaffee, um die Zeit vergehen zu lassen. Doch dann ein Schock - der Reifen ist vorn komplett platt.

Da ein Wechsel bei dem Wetter nicht sinnvoll ist, muss ich die Pump'n'Sprint Technik anwenden, also immer wieder halbwegs aufpumpen, so lange und schnell wie möglich fahren und das immer im Wechsel bis zum Ziel. Etwa 10mal wird das auf den gut 35km der Fall sein. Dummerweise bin ich dadurch viel schneller am Ziel und etwa 4 km vor Lauterbach bildet sich genau in Fahrtrichtung ein Gewitter. Doppelt dumm: Der eigentliche Radweg ist gesperrt, die Umleitung verläuft einige km länger und natürlich mit extra Höhenmetern auf deutlich schlechterem Untergrund. Es sind nur 2km Luftlinie bis zum Ziel und das Gewitter nähert sich unaufhaltsam, es blitzt schon gelegentlich und grollt dumpf aus der Ferne. Also Augen zu und durch. Meine Navi App zeigt mir eine Abkürzung auf einem kaum zu erkennenden Weg. Schiebend, pumpend, fahrend - um 13:30 bin ich bereits am Hotel. Zum Glück ist jemand dort und lässt mich freundlicherweise vor 15:00 schon hinein. Wenn ich jetzt 90 Minuten verschwitzt im Gewitter hätte warten müssen...nicht auszudenken. Glück im Unglück!

Im Ort gibt es zwar einen Fahrradladen, aber der ist mysteriöserweise mittwochs geschlossen. Morgen ist Feiertag, also alles ist überall geschlossen. Das bedeutet, ich muss wohl oder übel den Reifen selber reparieren. Die DWD App sagt, es gibt ein 90minütiges Sonnenloch bis das nächste Regenband kommt. Zum Glück geht der Schlauchwechsel zügiger vonstatten als befürchtet. Vor Reiseantritt hatte ich auf beiden Rädern etwas bessere Reifen montiert und jeweils 3 Stunden pro Reifen benötigt, da diese extrem fest in den tubeless-ready Felgen saßen und auch nur schwer wieder auf die Felgen einrasteten. Dieses mal war zumindest die Demontage sehr einfach. Das lag daran, dass ich damals beim Aufziehen nur mittels Silikonspray und Seifenlauge in der Lage war, die Reifen überhaut wieder drauf zu bekommen und die Schmierung war noch gut intakt. Der Reifen hatte äußerlich keine sichtbare Verletzungen und auch innen war nichts zu fühlen. Am Schlauch selber konnte ich in der Eile auch kein Loch finden, also wurde mein einziger Ersatzschlauch eingesetzt. Ich bin mir sicher, dass wenn der Laden geöffnet gehabt hätte, ich es auch mit Dichtmilch hätte verschließen können. Demnach ist Dichtmilch für die nächste Tour neben Flickzeug und Ersatzschlauch dringend anzuraten.
Immerhin war heute die Gesundheits-App zufrieden mit mir und lobt mich für einen guten Trainingseffekt. An den meisten anderen Tagen jedenfalls wurde gar kein oder nur ein minimaler Effekt angezeigt.
In Hessen gibt es recht viele Bahnradwege, also einstige Bahnstrecken, die zurückgebaut und zu Radwegen gemacht wurden. Das hat den Vorteil, dass die Steigungen gering sind, und weil alles neu ist, ist die Qualität absolut tipptopp. Einer dieser Radwege ist der Vulkanradweg, den ich quasi vollständig befahre (auch gestern schon ein bisschen).

Auf immerhin bis fast 600 Meter Höhe führend, die man aber kaum bemerkt, hat man ständig schöne Aussichten mit wechselnden Vegetationen.


Von Hartmannshain bis Ortenberg kann man auf 20 km dann einfach rollen lassen, denn what goes up, must come down. Kurz vor Frankfurt gibt es dann aber wieder ein paar ordentliche Anstiege, dank dem Vatertag auch mit vielen vorwiegend männlichen alkoholisierten Menschen, von denen einige ihre Flaschen dann auch einfach am Weg stehen lassen (also zig Flaschen jeweils). Dafür gibt es ja das Ordnungsamt, das tatsächlich auch herum fährt und dann den Müll und Schnapsleichen einsammelt.

Wie jede Tour endet auch diese mit einer großen Schlussetappe. Noch vor 6:00 Uhr (es ist schon ganz hell) wird losgefahren und erstmal ein Bäcker einige Kilometer in Frankfurt angesteuert. Später in Mörfelden wird fett eingekauft, damit es für den Rest des Tages reicht. Vor allem Getränke und zuckerhaltiges sind wichtig, denn es wird der wärmste Tag bislang mit Temperaturen von über 25 Grad und starkem Sonnenschein. Der Kurs verläuft großteils auf bekannten Wegen, schon um 13:00 Uhr ist die 100km Marke geschafft. Das war die Marke, die es zu erreichen galt. Zwischendurch wird immer wieder mal bis zu 25 km/h schnell gefahren, vor allem mit Colabooster ist das kein Problem. Viel schneller zu fahren ist auch kaum möglich bei der Beladung und den dicken dann schon sehr laut summenden MTB Reifen. Man klingt in etwa wie eine alte DDR-S-Bahn oder ein Modellflugzeug.
Noch vor der Abenddämmerung ist das Zuhause erreicht und knapp 2000 Kilometer in 18 Tagen macht einen Schnitt von fast 110 km pro Tag.

Es gab dieses Mal keine brenzlige fahrtechnische Situation. Auch das Fahrrad hat bis auf den Platten seinen Dienst tadellos gemacht. Eine Rüge bekommt die Schaltung, die mich am Berg manchmal genervt hat, weil sie dazu neigt, einen Gang hochzuschalten nachdem sie schon kurz im niedrigeren Gang war. Einmal ist die Kette gar ganz abgesprungen, aber naja, einmal ist keinmal. Obwohl das Rad leicht überladen war, hat es nie einen instabilen Eindruck gemacht und nichts hat sich gelockert oder sonst etwas. Man braucht nicht wirklich ein 4000 Euro Rad für längere Touren. Das Trekking Segment ist mittlerweile entweder sehr hochpreisig oder nur noch als Ebike zu bekommen. Die meisten dieser Sorte können auch nur mit 42 oder max. 47 mm breiten Reifen gefahren werden. Daher war der Versuch, es mit einem günstigen, aber nicht zu leichten, sondern stabileren Alu-MTB zu probieren, eine gute Alternative, wenn man mit wenig Zeug auskommt. Die breiten noppigen MTB Reifen sind auch ein game changer auf schlechtem Untergrund, wie Sand, grober Gravel oder Gras. Kein Schlingern oder Rutschen - kein Vergleich zu 42mm Trekkingreifen!
Das gute Wetter im August nach dem kühlen und verregneten Juli muss ausgenutzt werden, also rauf auf den Bock, rein in den Mock und knapp 600km bei 4000 Höhenmetern in 6 Tagen strampeln sind wieder angesagt. Die grobe Planung: Donau und/oder Bodensee, je nach Lust, Laune, Wetter, Fitness…
Karte: © OpenStreetMap-Mitwirkende (Klicken für interaktive Karte)
Von Baden-Baden über Pforzheim geht es nach Stuttgart zum Campingplatz Bad Canstatt. Auf bekanntem Terrain geht es über Ettlingen zunächst flach los, das Wetter ist herrlich sonnig und warm. Ab Ettlingen folge ich der Alb ein Stück flussaufwärts. Bei Waldbronn wartet schon die erste moderate 150m Steigung und zwei weitere kleinere Hügel. Kurz vor Pforzheim gibt es dann einen weiteren steileren 150m Anstieg, und da es schon recht warm ist, komme ich gut ins Schwitzen. In Pforzheim wird dann Pause gemacht. Aus dem Ort heraus zu kommen ist teils nur schiebend möglich, die Stadt will mich nicht gehen lassen. Bis Leonberg gibt es dann weitere kleinere Anstiege durch Waldstücke und Felder, bevor man nach Stuttgrt einrollen kann. Auch dort muss ich mich noch zweimal kurz anstrengen, aber irgendwann bin ich dann doch an dem kleinen Campingplatz mitten in der Stadt. Die Zeltwiese ist winzig und eng bepackt mit Radlern. Sie liegt auch direkt an einer Rennbahn Steilkurve und eine Art Schnellstraße ist auch nicht weit, auf jeden Fall ist auch des Nachts das maximale beschleunigen wütender Motorrradfahrer zu vernehmen, um in 3 Sekunden auf 100+ zu sein, völlig irre... An Schlaf ist also kaum zu denken. Auf der anderen Seite verläuft der Rad/Fußweg und der Neckar und auch von dort aus machen sich einige Leute einen Spaß draus, die Camper mit lauter Musik oder Gebrüll zu nerven. Positiv ist, dass die Fußballsaison vorüber ist und zumindest aus dieser Ecke kein Gegröle aus dem nahe gelegenen Stadion kommt. Schlaf: fast keiner. Willkommen in der Großstadt. Strecke: 115km Höhenmeter: 900.

Aufgrund der angesagten hohen Temperaturen von bis zu 35 Grad in den nächsten Tagen fahre ich heute direkt nach Ulm. Die andere, etwas längere Route hätte mich nach Augsburg, zum Ammersee und erst dann nach Ulm geführt und damit zwei Tage länger gedauert. Es geht an an vielen Industrieanlagen aus der Autostadt hinaus, meistens am Neckar oder zumindest in dessen Nähe. So ist die Steigung kaum bemerkbar. Ab Plochingen geht es dann weiter an der kleineren Fils mit etwas mehr Steigung. Ab Geislingen, wo ich mich etwas verfranse und am Ortsausgang den richtigen Weg nicht finde, geht es teils auf Radschnellwegen, auf schlecht ausgeschilderten Nebenrouten, teils auf hübschen, sehr steilen Passagen (Steigmühle!) und durch nette Hügellandschaft nach Ulm. Es ist schon ein recht heißer Tag und mit 100km Länge und 600 Höhenmetern relativ anstrengend.

Eingecheckt wird im kleinen Hotel Roter Löwe im Stadtzentrum (ich will nach der miesen Nacht gut schlafen). Es bleibt noch etwas Zeit, um die hübsche Innenstadt zu erkunden. Es ist ganz schön viel los, ein kurzer zu-Fuß-Abstecher nach Neu-Ulm in Bayern (hier ist nichts los) zum Einkaufen im Rewe beendet diesen anstrengenden Tag. Die Donau ist in Ulm schon erstaunlich breit, wenn auch noch ohne Schiffsverkehr.

Heute geht es auf 100km den Donauradweg aufwärts bis nach Sigmaringen, wo wieder Camping angesagt ist. Es gibt mehrere Möglichkeinen, wie man fahren kann. Aus irgendeinem Grund nehme ich mittendrin eine "stachlige" Variante: anfangs an der Donau, zwischendrin mit vielen kleinen aber knackigen Anstiegen und im letzten Drittel wieder gemütlicher am Fluss kommen so am Ende immerhin 400 Höhenmeter zusammen.

Die alternative Route immer am Fluss entlang wäre etwas länger, aber flacher gewesen. Manchmal sind an bestimmten Punkten die gleichen Orte ausgeschildert mit unterschiedlichen Kilometerangaben, aber ohne Hinweis auf zu fahrende Höhenmeter (grüne Radnetz-Ausschilderung / Bei reinen MTB Strecken macht man sich die Mühe, die Höhenmeter mit anzugeben). Kürzer ist halt nicht immer leicher. In Sigmaringen gönne ich mir ein alkoholfreies Bier und einen Burger mit Pommes. Dieser Campingplatz ist ziemlich ruhig und nicht so eng. Dennoch füllt sich die Zeltwiese am Abend ordentlich.

Tja - der Bodensee heißt auf englisch Lake Constance. Es wird mit jedem Tag heißer, daher will ich zum See und auf nur 65km bei 400 Höhenmetern aber auch vielen Minus-Metern wird das heute nur ein halber Radeltag. Ich lasse mir Zeit, um nicht zu früh anzukommen, Es geht durch abwechslungsreiche Landschaften zunächst nach Radolfzell, wo ich mir indischen Mittagstisch gönne. Schon um 14:00 Uhr bin ich an dem recht großen Campingplatz Willam direkt am Bodesee. Es ist sehr warm und außer dem Dösen im Schatten passiert auch nicht viel. Mit 35 Euro ist die Übernachtung doppelt so teuer wie üblich. Aber ist halt auch am schönen, klaren Bodensee. Mein Schlafplatz ist nur 10 Meter neben der Bahnstrecke, auf der die Regionalexpress Züge alle halbe Stunde vorbei ballern. Trotz der Druckwelle ist das immer noch angenehmer als die Motorräder in Stuttgart, und nachts ist immerhin Ruhe.

Zurück zur Donau! Genauer gesagt: zur Quelle, obwohl die Donau eigentlch keine direkte Quelle hat, sondern nur einen symbolischen Brunnen in Donaueschingen. Wie auch immer - das bedeutet wieder Höhenmeter schrubben. Zum Glück ist der Körper jetzt trainiert und auch an die Hitze gewöhnt und die knapp 600 Höhenmeter sind bei 65km Etappenlänge nicht wirklich ein Problem. Ich passiere einen Ort namens Schlatt unter Krähen, wo sich tatsächlich eine Menge dieser schlauen Vögel tummeln. Zwischen Engen und Stetten gibt es nur eine Kreisstraße, die man nehmen kann und die hat durchschnittlich 10% Steigung. Zum Glück gibt es mehrere Brunnen, an denen man sich abkühlen kann. Nach Stetten kommen dann unfahrbare Steigungen mit > 15% - doch wenn man dann den höchsten Punkt des Tages auf ca 830m ü.NN. geschafft hat, wird man mit einer Abfahrt belohnt und bis kurz vor Donaueschingen (680 m ü.NN) am Riedsee wartet ein mittelgroßer Campingplatz der normalen Preisklasse. Nach dem üblichen Campingplatz-Essen (alkoholfeies Bier, Pommes, Currywurst) wird dann wieder mal gedöst und mit einem älteren Niederländer (70 Jahre und ohne Motor auf einem 30 Jahre alten Fahrrad unterwegs), der sehr gut deutsch spricht, ein bisschen über das Radlerleben gequatscht. Je später der Abend, desto mehr Radler kommen noch nach, aus Spanien, Ungarn, Frankreich. Die Nacht ist sehr ruhig. Es führt zwar ebenfalls eine Zugstrecke in der Nähe (30m entfernt) vorbei, aber die fahren gemäßigt und man hört es kaum.

Natürlich ist die Schlussetappe wieder etwas dicker und heftiger. Deshalb geht es heute schon um 7 Uhr los. Es ist dicker Nebel, als ich um 6:00 Uhr aufstehe. Bis ich um 7:11 loskomme, ist davon jedoch nur noch wenig übrig. Da ich halbwegs weiß, was mich erwartet, nämlich 145km und 1300 Höhenmeter bei über 30 Grad, achte ich besonders darauf, zu trinken und zu essen, auch wenn man überhaupt keine Lust zu essen/trinken hat, MUSS man alle 20 Minuten 150 Kalorien zuführen und einen viertel Liter Flüssigkeit mit ein wenig Salz. Wenn man in diesem Terrain und Wetter einen Hungerast oder Dehydrierung bekommt, ist man nicht mehr in der Lage zu fahren! Die erste Hälfte (75km) bis etwa Loßburg ist nur mäßig hügelig, aber dennoch anstrengend. Die Landschaft auf diesem Teil war abwechslungsreich auf guten Wegen. Dann gehen die richtigen Anstiege los. Zum Kniebis bauche ich gefühlt ewig. Es ist sehr warm, doch es gibt halbschattige und schattige Passagen, die erträglich sind. Aus der Erinnerung weiß ich noch, dass die Schwarzwaldhochstraße in dem Bereich zwischen Kniebis und Mummelsee (1040m ü. NN) alles andere als eben ist, sondern mehrere Anstiege zu meistern sind. Es sind viele Wanderer und auch einige Radler unterwegs, trotz der Hitze, die hier oben auf knapp 1000m Höhe aber trocken und nicht schwül ist. Einen Teil der Strecke fahre ich auf dem "1000-Meter-Weg", einen Teil auf der Bundesstraße. Es ist nicht mehr viel Verkehr. Auf dem MTB-Weg, wo die Sonne jetzt um 16:00 Uhr voll reinknallt, sind mehrere Aussichtspunkte. Viel Zeit zum Genießen ist aber nicht, es ist auch ziemlich diesig und ich will vor 19:00 ankommen. Den letzten quälenden Anstieg (10…15%) vom Ruhestein zum Mummelsee schiebe ich dann wieder teilweise. Der allerletzte kleine Anstieg zum Unterstmatt wird wieder auf der Straße gefahren, und ab dort beginnt eine fast 30-minütige Abfahrt mit 750 Metern Höhenunterschied auf bestem Asphalt. So muss das! Nach 11½ Stunden bin ich noch vor der geschätzten Ankunftszeit zu Hause. An diesem Tag habe ich ca. 8 Liter getrunken und noch 2 Liter Reserve gehabt. Die Smartwatch war einigermaßen mit dem Trainingseffekt zufrieden, nicht entzückt zwar, aber immerhin. Nicht gescholten ist genug gelobt, heisst es ja.
